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Stallgeflüster vom 16.12.2016:

Bodenarbeitskurs mit Derek Frank

Am 05.11. und 06.11.2016 nahmen wir erneut am Bodenarbeitskurs mit Derek Frank teil. Wer ihn noch nicht kennen sollte: Derek Frank ist eidg. Dipl. Reitlehrer, besitzt einen eigenen Reit- und Pensionsstall in Losone TI, ist selber Profi-Springreiter bis Stufe S, Ausbildner bzw. Vizepräsident bei der Organisation der Arbeitswelt Pferdeberufe und langjähriger Parelli- Anwender. Aber vor allem ist er ein Horseman durch und durch! Durch seinen humorvollen Charakter und der Art, wie er mit den Pferden umgeht, kann er wirklich jedem etwas beibringen.


Im Kurs wurde der respektvolle Umgang in Theorie und Praxis besprochen bzw. angewandt und es wurde versucht Pferde und deren Verhalten besser zu verstehen, um einen Beziehungsaufbau zu ermöglichen sowie Kommunikationsprobleme zu vermeiden.

Da wir wie bereits erwähnt schon einmal bei Derek im Kurs waren, gab es bei uns nur eine kurze Zusammenfassung der Grundlagen. Die zwei anderen Gruppen gingen jedoch nochmals alle zu beachtenden Hintergrundinformationen durch. Wer jetzt denkt, dass er dabei öde durch die Ethologie der Pferde „durchführte“ liegt komplett daneben.
Denn mit der eigenen Chinesen- Geschichte und der dazugehörigen Prise Humor erklärte er kurzerhand die ganze „Wissenschaft“ der Pferdekommunikation.

Auch auf die vier Phasen, welchen wir zugegebenermassen im täglichen Leben eher zu wenig Aufmerksamkeit schenken, wurde nochmals genauestens eingegangen.

Vier Phasen Pferd:   Vier Phasen Mensch – Pferd Kommunikation
(Beispiel: Erlernen auf sanften Druck zu weichen):
1. „Schwiegermutter- Blick“
 

1. Fell mit aufgestellten Fingern berühren

2. Ohren anlegen / drohen   2. Fell mit etwas Druck bis auf die Haut berühren
3. Beissen / mit Bein drohen   3. Durch noch mehr Druck die Muskulatur berühren
4. „Richtig“ zuschlagen   4. Der Druck wird so weit aufgebaut, als würde man die Knochen berühren wollen.
    Phase 4 darf nicht „überschritten“ werden, jedoch sollte der Druck solange erhalten bleiben, bis das Pferd reagiert.


Ungeduldig wie wir Raubtiere nun einmal sind, fällt es mir im Pferdealltag immer wieder schwer, auch wirklich mit der Phase 1 zu starten und das Pferd nicht gleich mit Nr. 2 zu „überfallen“. Deshalb kam es mir auch sehr gelegen, dass wir dies nochmals etwas verfeinern konnten. Denn schliesslich möchte man ja gerne, dass alles so fein aber dennoch so verständlich wie möglich beim Pferd ankommt und es entsprechend reagieren kann.

Was auch extrem spannend war, war die Tatsache, wie verschieden die Pferde auf diese „andere“ Arbeitsweise reagierten. Derek sagte zwar noch, dass das bravste Pferd in der Bodenarbeit plötzlich seine Grenzen austesten kann, aber natürlich glaubten wir ihm dies nicht auf Anhieb. Denn bei mir ist es ja sowohl am Boden, wie auch beim Reiten gleich: Special fordert mich in allen Hinsichten und Gipsy ist zwar ebenfalls dominant aber auch brav und führsorglich.

ABER als es dann ums Rückwärtstreten ging, fand der sonst so brave Schimmel keinen Gefallen mehr an der Bodenarbeit, weshalb er anfing seinen Besitzer zu testen. Weil Derek nichts riskieren wollte, übernahm er das Pferd und wollte eingreifen, was dem Pferd dann den letzten Nerv raubte. Während Mägi hoffte, dass die Besitzer ihr das nicht übel nehmen, verfolgten alle Schaulustigen (ich natürlich gleich aus der ersten Reihe) gespannt, wer zuerst aufgeben würde.



Und wie es sich für einen echten Horseman gehört, war dies natürlich nicht Derek. Ich kann mir jedoch vorstellen, wie es der Familie von dem Wallach ergangen ist, denn als führsorglicher Pferdebesitzer leidet man da natürlich schon auch mit seinem liebsten Vierbeiner mit.
Ich bereute nämlich am zweiten Tag auch schnell, dass ich erwähnte, dass es mit Special nicht so flüssig klappt, wie ich es mir wünschen würde. Einerseits war es schön, dass auch Derek mit meinem Senior etwas zu „kämpfen“ hatte, jedoch musste ich im Anschluss dennoch prüfen, ob da auch wirklich kein Loch in der Nase meines (provokanten) Seelenpferdes zu finden ist. :P

Aber so ist das leider, wenn wir unsere Pferde manchmal etwas zu fest vermenschlichen und dabei vergessen, dass genau solche unklaren Grundregeln bei einem Fluchttier schnell einmal sehr gefährlich werden können, sei das am Boden oder auch beim Reiten!

Unser Highlight (und wohl auch das vieler anderer Teilnehmer) war natürlich der Ball. Denn unsere beiden Pferde sind zwar darauf sensibilisiert, jedoch haben wir noch keinen dazu gebracht, dass das „Ballspiel-Fieber“ ausbrach. Deshalb fragten wir bei Derek nach, wie wir Gipsy dazu bringen können, den Ball auch tatsächlich wegzuschiessen. Wie das so oft der Fall ist, war die Lösung natürlich total simpel und einleuchtend.

Gipsy musste nur durch eine Begrenzung mit dem Cavaletti und der Hallenwand gegen den Ball laufen und schon checkte sie, wie das mit dem Ballschiessen funktioniert. Bei Special ist dies aufgrund seiner Horsenality (RBE, welche noch viel näher dem ursprünglichen Fluchttier entspricht, als es Gipsy’s Horsenality (LBE) tut) etwas schwieriger. Denn auch wenn wir immer wieder an seiner Platzangst arbeiten, fällt er dennoch gerne auch mal wieder ins alte „Muster“ zurück, weshalb man bei ihm mit kleineren Schritten beginnen muss. Gipsy eignet sich da jeweils gut als Musterschülerin, denn wenn er seiner Leitstute nachtrotten kann, ist alles nur noch halb so schlimm. (Hoffentlich gilt das auch bei den Posten vom kommenden Weihnachtsreiten am Sonntag! :P)

Video im Format MOV, Grösse 27 Megabyte, in einem neuem Fenster öffnen.

Eine weitere Sensation vom Kurs war natürlich die Teilnahme des einzigen Hengstes unseres Stalls. Die Besitzerin des Hengstes, (sowie die Stutenbesitzer in seiner Gruppe) waren deshalb schon vor dem Kurstag etwas angespannt. =) Doch Derek versicherte allen, dass zuerst geprüft wird, ob dies überhaupt umsetzbar sei und im schlimmsten Fall würde der Hengst separiert werden.

Als es dann soweit war, wurde es in der Halle plötzlich unheimlich still. Dafür hörte man Bizarro’s Eintreffen schon von weitem. Da dachten wir uns wohl schon alle, „uii, das war’s wohl / kann ja nicht gut gehen“. Aber falsch gedacht! Nachdem sich der Hengst einen Überblick über das Geschehen in der Halle gemacht hatte, wurde er plötzlich ganz „harmlos“. Schlussendlich raubten ihm sogar die etwas „spritzigen“ Pferde die Show, sodass sich niemand mehr an seinem Geschlecht störte. Jedoch wurde mir bewusst, auf wie viiiiiel mehr man bei einem Hengst achten muss.


Nach zwei eindrücklichen Tagen war es am Schluss natürlich an der Zeit für eine Feedbackrunde, bei welcher ich mein ganz eigenes Fazit kreierte: „Wenn dir dein Pferd schon kein Respekt erweist, ist es umso wichtiger, dass das es brav gehorcht“ Wie Gipsy das tut, auch wenn sie nur durch die Hoffnung auf das nächste Leckerli „brav gesteuert“ wird. =)
Spätestens nachdem mir Special klar gemacht hatte, dass ich sein Kratzbaum sei, wusste ich woran wir noch seeehr ausführlich arbeiten müssen…
Insgesamt war der Kurs bei Derek sehr hilfreich, denn wenn man regelmässig übt, jedoch nie dabei korrigiert wird, eignet man sich unnötige „Mödeli“ an. Deshalb ist es immer nützlich, wenn hin und wieder ein Profi über die Schulter schaut.

Alle weiteren Fotos findet ihr übrigens auf der Reitstall Korrodi – Facebookseite!